Weg vom Mainstream: Exklusives Künstleratelier

Elisabeth Liebing Elisabeth Liebing
Camera Lucida, Christian Tonko Christian Tonko منازل
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Wir lieben Bauten, die sich von der Masse abheben und durch ihre einzigartige Gestalt zum Diskutieren anregen. Ebensolch ein Gebäude haben wir heute für euch. Es handelt sich um ein Künstleratelier, das in idyllischer Lage in Bregenz gebaut wurde. Geplant und gebaut wurde es von dem Wiener Architekten Christian Tonko. Dieser ist bekannt für seine extravaganten Entwürfe, die polarisieren.

Atelier

Betrachtet man das Künstleratelier von außen, assoziert man damit zunächst die Abstraktion eines zu kurz geratenen Alphorns. Die Ableitung ist allerdings wesentlich komplexer so resultiert die Form natürlich aus der Bezugnahme der Typologie ab. Einen weiteren wichtigen gestalterischen Aspekt stellt die Verbindung zu einem Sheddach dar. Diese spezielle Dachform findet man des Öfteren in Fabriken und industriellen Bauten. Hierbei werden pult- oder satteldachartige Dachformation hintereinander gereiht und Fenster eingefügt, sodass die Belichtung des Gebäudes lediglich von oben gewährleistet wird. Die einzelnen Dächer werden im Fachjargon als Reiter bezeichnet. In dem Atelier machte man in minimalistischer Form von diesem eben beschriebenen Dachtypus Gebrauch, sodass eine ideale Belichtung und Lichtstimmung im Inneren geschaffen wird. 

Öffnungen

Steht man unterhalb des Baukörpers, kann man durch das Panoramafenster durch den gesamten Bau blicken. Ein vorgesetzter Rahmen auf beiden Seiten der großformatigen Fenster bietet dem Künstler die Möglichkeit, geschaffene Bronzefiguren dort abzustellen. Mit der Zeit erhalten die Skulpturen, aufgrund der ungeschützten Positionierung im Außenraum, die gewünschte natürliche Patina. Zudem bieten die Bronzeskulpturen an der gesonderten Stelle dem Künstler die Möglichkeit das geschaffene Motiv zu reflektieren, sodass auch nach der Vollendung des Werks weiterhin ein Austausch stattfindet. 

In der Fassade wird die Arbeit des Künstlers aufgegriffen. So verwendete man wetterfesten Stahl, um eine Verbindung zu den metallischen Figuren zu schaffen. 

Camera lucida

Zwei große Öffnungen bestimmen den ungewöhnlichen Bau. Diese wurden am Ende und Anfang des Körpers eingesetzt. Die prägnante Entwurfsidee leitet sich vom Camera lucida ab, die der Wissenschaftler William Hyde Wollaston im Jahr 1806 unter einem Patent anmeldete. Es handelte sich hierbei um ein Zeicheninstrument, das besonders hilfreich ist, um Modelle und Landschaften so naturgetreu wie möglich nachzubilden. Die Camera lucida ist ein viereckiges Prisma, das an einer Halterung befestigt wird. Darüber lagert ein Gucklock. Blickt man durch die Aussparung auf das Prisma, werden die Umrisse des Motivs auf das Zeichenpapier geworfen, sodass man diese einfach nur abzeichnen muss. 

Innenraum

Werfen wir einen Blick in den Innenraum, dessen Aufbau ungemein überrascht. Denn erinnert man sich an die seitliche Ansicht des Baus, würde man zunächst vermuten, in dem Studio gäbe es eine steile Steigung. Das dies nicht so ist, liegt daran, dass der Bau in den Hang eingesetzt wurde. 

Das Gebäude verfügt über zwei Etagen, die unterschiedliche Funktionen erfüllen. Die obere Ebene bietet einen Arbeitsplatz, den der Künstler für Skizzen und Wasserfarbenbilder nutzt. Auf der tiefer liegenden Fläche werden mittelgroße Leinwände und kleinere Skulpturen gefertigt.

Die markant schwarze Treppe dient nicht nur als Hilfsmittel, um auf die Empore zu gelangen, sondern beherbergt unter den Stufen ein kleines WC mit Waschbecken.  

Materialien

Der Innenraum wird dominiert von industriellem Charme, der aufgrund der verwendeten Materialien hervorgerufen wird. Die Wände bestehen aus rohem Beton, der einen ungemein rauen Charakter ausstrahlt. Die Fensterrahmen bilden einen warmen Kontrast, da diese aus unbehandelter Eiche gefertigt wurden. 

Weitere Anregungen zu Beton findet ihr in dem Ideenbuch: Raucher-Pavillon aus lichtdurchlässigem Beton

Licht im Innenraum

Der Innenraum ist in zwei Zonen gegliedert, die sich auf unterschiedlichen Ebenen befinden. So werden offene Räume geschaffen, die zwei Lichtstimmungen aufweisen. Auf der Galerie herrscht eine helle Lichtkulisse. Sonnensegel, die vor der Fensterfläche angebracht sind, können verwendet werden, um eine Verschattung im Innenraum zu erzielen.

Die wichtigsten Informationen im Überblick: 

Architekt: Christian Tonko

Standort: Bregenz, Österreich

Ingenieure: Ernst Mader, Markus Flatz

Fläche: 50 Quadratmeter 

Baujahr: 2014

Fotos: Eduard Hueber

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